Neue Perspektiven dank Teilqualifizierung Hotel- und Gaststättengewerbe – Wie Enrique Jensen seinen Weg fand
| von Thomsen / Foerde.news
Flensburg – Als Enrique Jensen im Frühjahr 2025 seine neue Stelle als Restaurantfachmann im Port Culinar in Flensburg antrat, lag ein langer Weg hinter ihm. Ein Weg mit Hindernissen, aber auch mit Chancen, die er genutzt hat.
Enrique ist 34 Jahre alt. Heute arbeitet er im gehobenen Service, berät Gäste zu Wein und Speisen und bringt Leidenschaft für seinen Beruf mit. Dass er einmal eine Ausbildung als Restaurantfachmann abschließen würde, schien vor einigen Jahren noch unvorstellbar. Nach mehreren Haftaufenthalten, Zeiten der Arbeitslosigkeit und gesundheitlichen Problemen war er 2019 an einem Wendepunkt angelangt. In der Untersuchungshaft fasste er den Entschluss, sein Leben grundlegend zu ändern.
Nach seiner Entlassung holte er an der Eckener Schule seinen Hauptschulabschluss nach. Parallel arbeitete er als Helfer in der Gastronomie. Den ersten entscheidenden Impuls bekam er von der in 2023 verstorbenen Ute Johannsen – eine Flensburger Gastronomie-Größe, die ihn im Beach Club einstellte, förderte und ihm die Teilqualifizierung TQ HoGa bei der Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein (WAK) in Husum ermöglichte. "Ohne diese Frau wäre ich heute nicht hier", sagt Enrique voller Dankbarkeit.
Die Teilqualifizierung Hotel- und Gaststättengewerbe (TQ HoGa), gefördert über die Agentur für Arbeit Flensburg, ermöglicht Erwachsenen den Zugang zu einem Berufsabschluss in modularer Form. Gerade für Menschen mit schwierigen Lebenswegen oder finanziellen Hürden ist sie eine echte Alternative zur klassischen Ausbildung. "Ich hätte mir eine reguläre Ausbildung finanziell gar nicht leisten können. TQ HoGa war für mich die einzige realistische Chance auf einen Abschluss", so Enrique.
Neben der Weiterbildung arbeitete er in verschiedenen Betrieben: dem Beach Club, dem Lobster in Kappeln und dem Central Café in Flensburg. „Ich habe viele Facetten der Gastronomie kennengelernt – und viele Hürden überwinden müssen", sagt er. Die Theorie der Wirtschaftsakademie (WAK) in Husum und die Praxis in den Betrieben ergaben für ihn eine wertvolle Kombination. Besonders beeindruckt war er vom kollegialen Zusammenhalt seiner TQ-Klasse: "Wir haben uns gegenseitig gestützt, voneinander gelernt – das war mehr als nur Schule."
Der Weg in eine Festanstellung führte über ein Catering-Event, bei dem Port Culinar-Geschäftsführer Mario Laabs auf Enrique aufmerksam wurde. "Ich war auf der Suche nach jemandem, der fachlich kompetent ist und gut ins Team passt. Enrique erfüllt beides."
Für Laabs zählt nicht der Lebenslauf, sondern das Miteinander im Team: "Es ist mir egal, ob jemand aus dem Knast kommt oder Abitur hat. Was zählt, ist die Leistung, der Wille und das Miteinander."
Enrique ist heute nicht nur ein wichtiger Teil des Teams, sondern denkt schon weiter: Er möchte die Ausbildereignungsprüfung ablegen, um künftig selbst Nachwuchs auszubilden. Mario Laabs plant, aus dem Port Culinar einen Ausbildungsbetrieb für Küche und Service zu etablieren. "Ich möchte anderen die Chance geben, die ich bekommen habe."
Wer wie Enrique Jensen einen neuen Anfang wagt, braucht Mut. Die TQ HoGa gibt Menschen mit unterschiedlichen Lebenswegen die Möglichkeit, einen anerkannten Berufsabschluss in der Gastronomie zu erreichen. Arbeitgeber, die wie Mario Laabs auf Potenzial statt auf Vorurteile setzen, gewinnen engagierte Fachkräfte und stärken zugleich ihr Team.
Ein besonderer Dank gilt der verstorbenen Ute Johannsen
Ute Johannsen erkannte das Potenzial in Enrique Jensen früh, ermöglichte ihm die ersten Schritte und unterstützte seine Entwicklung. Damit legte sie den Grundstein für seinen heutigen Beruf. Menschen wie sie sind es, die mit einer großen Selbstverständlichkeit Leben verändern.