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Flensburger Hafen schlägt neues Kapitel auf: Erster Export seit über zehn Jahren

 |  von Thomsen / Foerde.news

Bis Ende des Jahres soll die umgeschlagene Ware bei rund 130.000 Tonnen liegen - Fotos: Thomsen

Flensburg – Ein ungewohntes Bild bot sich in dieser Woche am Flensburger Wirtschaftshafen: Zum ersten Mal seit über einem Jahrzehnt wurde dort wieder Exportware verladen. Asphaltgranulat, bestimmt für den Straßenbau, trat per Schiff seine Reise nach Bremerhaven an – ein logistischer Meilenstein, der neue Hoffnung auf eine Wiederbelebung des Hafens als Exportstandort weckt.

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Annika-Fee Schulz von der Firma CJBW ist stolz darauf, dass nach über 10 Jahren endlich mal wieder etwas verschifft wird aus dem Flensburger Hafen
„Heute ist ein besonderer Tag“, sagt die gelernte Schifffahrtskauffrau Annika-Fee Schulz von der Firma CJBW Schiffsmakler GmbH & Co. KG. Die 28-Jährige hat vor einem Jahr das traditionsreiche Familienunternehmen übernommen und war maßgeblich an der Abwicklung der Verladung beteiligt.
„Seit über zehn Jahren haben wir nur eingehende Waren umgeschlagen. Jetzt verschiffen wir erstmals wieder – ein echter Export.“

Das unter lettische Flagge fahrende Frachtschiff RIX TERRA – 90 Meter lang, 13 Meter breit – hatte zuvor einen Zwischenstopp im dänischen Grenaa eingelegt und nahm anschließend Kurs auf Flensburg. Dort wurde innerhalb von rund siebeneinhalb Stunden eine Ladung von 4.400 Tonnen Asphaltgranulat in die Laderäume gebracht. Die Beladung begann am Donnerstagnachmittag, am Freitagvormittag war sie nahezu abgeschlossen.

Die Fracht soll in Bremerhaven gelöscht und anschließend für den Straßenbau weiterverarbeitet werden. „Wenn alles reibungslos läuft, beginnt die Entladung am Montag oder Dienstag“, so Schulz.

Dass der Hafen nun wieder als Exportdrehscheibe dient, ist kein Zufall. Nach Jahren der Unsicherheit und politischen Diskussionen über den Fortbestand des Flensburger Wirtschaftshafens trägt das Engagement regionaler Akteure nun erste Früchte. „Es ist ein Testlauf – aber wir hoffen, dass daraus eine dauerhafte Lösung entsteht“, erklärt Schulz.

Der Hafen war in den vergangenen Jahren vor allem Umschlagplatz für importierte Baustoffe wie Splitt, Kalk, Dünger und Schotter. Doch nun deutet sich ein Wandel an: „Wir haben eine deutliche Steigerung im Gesamtumschlag verzeichnet. Im Jahr 2024 belief sich dieser auf rund 68.000 Tonnen – diese Marke haben wir bereits Ende Juni dieses Jahres überschritten. Aktuell liegen wir bei rund 72.000 Tonnen, bis Jahresende rechnen wir mit über 130.000“, berichtet Schulz.


Das Asphaltgranulat wird in Bremerhaven für den Straßenbau verwendet

Während die RIX TERRA Kurs auf Bremerhaven nimmt, befinden sich aktuell drei weitere Frachter auf Anfahrt nach Flensburg. Diese Schiffe holen jedoch keine Exportware, sondern liefern erneut klassische Importgüter wie Kalk und Schotter zur Entladung – ein Zeichen dafür, dass der Hafen weiterhin eine zentrale Rolle im regionalen Baustoffumschlag spielt.

Ein bedeutender Schritt für die Zukunftsfähigkeit des Standorts wurde nun auch auf politischer Ebene gemacht: Die langfristig umstrittene Zukunft des Wirtschaftshafens am Harniskai ist vorerst gesichert. Ursprünglich war geplant, den Standort auf die Westseite des Flensburger Hafens zu verlegen. Nun jedoch hat der Bau- und Planungsausschuss der Stadt mit großer Mehrheit beschlossen, beim Wirtschaftsministerium in Kiel keine Aufhebung der Betriebspflicht für weite Teile des Hafens mehr zu beantragen. Damit bleibt der Betrieb am Ostufer erhalten.

„Es ist von immenser Bedeutung, dass die Stadt jetzt diesen Entschluss gefasst hat, damit wir überhaupt wirtschaftlich weiterarbeiten können“, betont Schulz. Die Entscheidung folgt einer Aufforderung des Kieler Ministeriums, den Weiterbetrieb zu ermöglichen.

Kritik an dem Beschluss kommt jedoch von der Fraktion der Grünen. „Aus unserer Sicht ist das eine Kapitulation vor dem Land und ein ganz schlechtes Ergebnis für die Flensburgerinnen und Flensburger – denn wir haben keinen Gestaltungsraum mehr für unsere Flächen“, erklärte Fraktionsvorsitzender Leon Bossen.

Trotz solcher Meinungsverschiedenheiten steht fest: Der Flensburger Hafen lebt – und entwickelt sich weiter. Ob mit Import oder Export – die Nachfrage nach Hafeninfrastruktur in der Fördestadt nimmt zu. Und mit ihr die Chancen, den Standort langfristig wirtschaftlich zu sichern.